Österreichische Favoriten beim 35. Vienna City Marathon
Schnellster Österreicher: Peter Herzog
... finisht den 35. Vienna City Marathon als bester Österreicher (10. Gesamtrang) mit einer Zeit von 2:16:57. Somit hat er das EM-Limit um 3 Sekunden unterboten. Zwölf Jahre lang war Herzog Trial Biker bevor er zum Triathlon wechselt. Schwimmen und Radfahren waren seine Lieblingsdisziplinen, laufen eher nicht. Aber mit einer 5-wöchigen Vorbereitung ist er einen Marathon in 2:30 Stunden gelaufen. Nun hat er seiner Laufsport-Karriere die Krone aufgesetzt, trotz seines relativ unökonomischen Laufstils, wie Experten es formulieren. Peter Herzog hat einen sehr langen Laufschritt, welche er durch seine enorme Sprungkraft hervorragend kompensieren kann. Idealerweise sollte er nach Meinung von Experten seine Schrittlänge reduzieren und die Schrittfrequenz erhöhen, um noch ökonomischer zu werden. Zusätzlich ist sein muskulöser Körper für den Marathon möglicherweise zu schwer. Dieser These widerspricht die Tatsache, dass er durch seinen kräftigen Körper mehr Speichermöglichkeiten in der Muskulatur hat. Nicht unbedingt sind mehr Muskeln ein Hindernis, selbst bei der Elite.
Als zweitschnellster Österreicher klassiert sich Christian Robin mit einer hervorragenden Zeit von 2:28:52 Stunden auf den 14. Gesamtrang der Herren. Auf Facebook schreibt er: „Manchmal muss man Pläne aufgeben und einfach das Beste daraus machen! Ich bin aber trotzdem zufrieden, den Bedingungen getrotzt zu haben. Danke für den Support an der Strecke und das Daumen drücken zuhause!“
Eine wahrliche Sensation immer wieder kann und muss man es erwähnen: Wolfgang Wallner als drittschnellster Österreicher in der Altersklasse M-50 und einer Zeit von 2:35:05 ist mit Abstand der älteste VCM-Finisher (Jahrgang 1964) unter den Top 20-Männern. Der zweitälteste Mann in dieser erlesenen Elite wurde im Jahr 1976 geboren (12 Jahre jünger), ebenfalls aus Österreich: Vinzenz Kumpusch (18. Gesamt / 1. AK M-40 / 2:37:18).
Schnellste Österreicherin: Eva Wutti
Die erfolgreiche Triathletin (mit 4 IRONMAN-Siegen), hat sich für den VCM 2018 eine Wunschzeit unter 2:37 gewünscht. Über die Ziellinie ist die Kärntnerin und schnellste Österreicherin beim VCM 2018 dann letztendlich als 6. in Ihrer Klasse (7. Platz gesamt) mit 2:37:59 (+ 59 Sekunden) gelaufen.
Katharina Zipser vom SK Rückenwind platziert sich mit einer Zeit von 2:44:41 als zweitschnellste Österreicherin auf den 10. Gesamtrang (2. Platz AK W-35), gefolgt von Viktoria Schenk, welche nach 2:49:21 das Ziel als 3. Dame in der AK-35 (11. Gesamtrang) erreicht. Unter den Top 30 der Damen findet sich auch noch Veronika Limberger, welche mit 3:03:49 als viertschnellste Österreicherin (Gesamtrang 13) das Rennen erfolgreich beendet.
Christian Steinhammer, seit 2005 beim Nachwuchs sehr erfolgreich gewesen, lief zwei Jahre lang als Pacemaker für Valentin Pfeil. Nun, im Jahr 2018 will es Christian gemeinsam mit Peter Herzog selbst wissen (Ziel: das EM-Limit unter 2:17:00 zu erreichen) und läuft in etwa bis Kilometer 35, wo ihn ein Krampf auf der Oberschenkel-Rückseite zum Aussteigen im Prater zwingt. Peter Herzog, von Beginn an schnellster Österreicher, baut laufend den Vorsprung auf Steinhammer aus und erreicht das Ziel, wie bereits erwähnt, nach 2:16:57 und erreicht somit das EM-Limit.
Vienna City Marathon 2018 – eine Hitzeschlacht jenseits der 20 Grad Celsius Marke
Am Beispiel des Boston-Marathon hat man sehr deutlich gesehen, dass kühle Temperaturen speziell bei afrikanischen Läufer/innen nicht so beliebt sind. Umso besser können sie dafür bei einem Marathon-Bewerb mit Temperaturen über der 20 Grad-Marke haushalten. Sicherlich ein Vorteil für alle Läufer/innen, welche die Hitze lieben. Fatal kann es speziell für Elite-Läufer/innen sein, die einem Versorgungsfehler bei einer der Labe-Stationen unterliegen.
Das Spitzenfeld beim 35. Vienna City Marathon
Überraschender Sieg für Marokko: Salaheddine Bounasser gewinnt nach 2:09:29
Der marokkanische Peking-Marathon-Sieger aus dem Jahr 2017 zeigt auch beim Vienna City Marathon 2018, dass ihm heiße Temperaturen absolut liegen. Salaheddine Bounasser (Startnummer M10) bleibt während des ganzen Rennverlaufes recht unauffällig ganz hinten im Spitzenfeld. Auf der Prater Hauptallee jenseits der 30km-Marke setzen sich der Marokkaner und Ishmael Bushendich aus Kenia (Startnummer M7) vom restlichen Spitzenfeld ab und laufen nur mehr zu zweit dem Ziel an der Spitze entgegen. Etwa ab Kilometer 34 kommt Bounasser aus dem Windschatten und läuft neben dem Kenianer, wobei hier ein wenig Rückenwind zu spüren ist. Bei Kilometer 39 – kurz vor der Ringstraße - kann sich Bounasser vom Kenianer Ishmael Bushendich (Platz 2 / 2:10:03) absetzen und einen sensationellen Zielsprint abliefern. Platz 3 gesamt geht an Samwel Maswai, ebenfalls aus Kenia, mit einer Netto-Zielzeit von 2:11:08.
Dennis Kipruto Kimetto als Favorit beim Vienna City Marathon 2018 beendet auf der Liechtensteinstraße
Er ist derzeit der Weltrekordhalter im Marathonlauf. Seine Bestzeit liegt seit dem 28. September 2014 bei 2:02:57 (41. Berlin Marathon). Somit ist Dennis Kipruto Kimetto der erste Mensch, der die Marathon-Distanz unter 2:03:00 gelaufen ist. Nach einer Verletzungspause will der kenianische Langstreckenläufer in Wien sein großes Comeback feiern. Leider ist ihm das Aufgrund von Beschwerden am linken Oberschenkel nicht gelungen. Kimetto muss nach 22 Kilometern auf der Liechtensteinstraße das Handtuch werfen. Zunächst kann er auf dem 21. Kilometer plötzlich nicht mehr das Tempo in der Spitzengruppe halten und fällt zurück. Der Abstand zur Spitze vergrößert sich stetig. Kimettos Laufstil sieht nicht mehr ganz rund aus. Der Griff auf den linken Oberschenkel signailisiert, dass es mit seinem Rennen vorbei ist. Wenig später bleibt der amtierende Marathon-Rekordhalter auf der Brigittenauer Lände endgültig stehen, wo ihn sein Pacemaker mit der Startnummer M-51 zur Seite steht. Sehr schade, wäre es doch zu schön gewesen, Wien als Stadt seines Comebacks nennen zu können.
Michael Buchleitner äußert sich sehr treffend zur Teilnahme Kimettos in Wien: „Ich glaube, dass wir uns gar nicht bewusst sind, was es bedeutet der beste Marathonläufer der Welt zu sein. Das ist im afrikanischen Raum vergleichbar mit Cristiano Ronaldo und Lionel Messi im Fußball.“
Ein interessanter Aspekt in mentaler Hinsicht ist die Hürde, beziehungsweise die Hemmschwelle, ein Rennen frühzeitig zu beenden. Hat man als Läufer/in diese Hemmschwelle mental abgelegt, so wird es von Mal zu Mal leichter im Kopf ein Rennen abzubrechen. Das ist sehr häufig zu beobachten, dass wenn die Abbruch-Serie einmal begonnen hat, sich die Anzahl der Abbrüche stetig erhöht. Ob das jetzt in Relevanz zu Kimettos Ausstieg beim Vienna City Marathon ist, sei dahingestellt.
Neuer Streckenrekord bei den Frauen ist seit dem Jahr 2000 erneut NICHT gefallen
Seit dem Jahr 2000 steht der Streckenrekord bei 2:23:47. Nancy Kiprop aus Kenia, Siegerin (Frauen gesamt), versucht im Jahr 2018, sowie auch im Jahr davor, den Streckenrekord zu brechen, was ihr aber nicht gelingt. Mit einer Zeit von 2:24:18 überquert die schnellste Dame die Ziellinie vor dem Burgtheater. Kiprop hat sich vor dem Vienna City Marathon sehr zuversichtlich geäußert, da es ihr gefällt mit starken Konkurrentinnen zu laufen, weil sie das antreibt. Melesech Tsegaye aus Äthiopien folgt Kiprop nach etwas mehr als 5 Minuten (2:29:51) auf den 2. Platz gesamt, dicht gefolgt von Celestine Chepchir aus Kenia (Platz 3 mit netto 2:30:39).
Berührende Geschichte hinter den Erfolgen von Nancy Kiprop
Wenn man die Lebensumstände und den Werdegang afrikanischer Top-Athlet/innen genauer betrachtet, findet man ein reichhaltiges Angebot an wirklich emotionalen Laufsport-Geschichten. Nancy Kiprop (Siegerin des Vienna City Marathon 2017 und 2018) hat das Preisgeld (€ 15.000,-) des Vorjahres für den Aufbau einer kenianischen Schule investiert. Auch im Jahr 2018 ist ihr der Sieg für weitere Investitionen gelungen. Seit Jänner 2018 werden in Kiprop’s Schule fünfzig 3-7 jährige Kinder unterrichtet. Die Weltklasse-Läuferin will diese Schule selbstverständlich noch weiter ausbauen. Kiprop hat in ihrer Heimat 7 Kinder, davon 2 eigene und 5 adoptierte Kinder. Sie ist ein äußerst sozialer Mensch der für ihre Familie, Kinder und den Laufsport steht.
Pacemaker des Herren-Spitzenfeld sehr früh aus dem Rennen
Die Durchgangszeit bei Kilometer 21 liegt bei etwas unter 1:05. Dies prognostiziert keinen neuerlichen Streckenrekord auf der gesamten Marathon-Distanz. Zusätzlich steigen die Pacemaker mit den Startnummern M-50 und M-51 recht früh aus. Das macht es für das 7-köpfige Spitzenfeld nicht einfacher. Bei Kilometer 25 fällt aus dieser Gruppe auch die Startnummer M8 - Dominic Ruto - aus Kenia zurück. Er kann seine aktuelle Position aber bis zum Ziel halten. Die Pace liegt knapp über 3:00 - 3:02 min / Kilometer, die Temperatur ist stetig langsam steigend. Ab der Prater Hauptallee verringert sich die Anzahl des Spitzenfeldes auf die beiden erstplatzierten Läufer Bounasser und Bushendich.
Allgemeines über den Vienna City Marathon
Der Vienna City Marathon ist die wohl größte und populärste Laufsport-Veranstaltung in Österreich. Seit bereits 35 Jahren wird der Vienna City Marathon in Wien veranstaltet. Jährlich werden es immer mehr laufbegeisterte Menschen, die an diesem sportlichen Highlight teilnehmen. Im Jahr 1984 hat es nur 794 Marathon-Finisher, darunter 25 Frauen, gegeben. Im Vergleich dazu lag im Jahr 2015 die Anzahl der Finisher auf der Marathon-Distanz bei 5.959 (davon 1.121 Frauen). Der Start des Vienna City Marathon befindet sich am Anfang der Wagramer Straße, kurz vor der Reichsbrücke, über welche die ersten Laufschritte des Events, Richtung Praterstern, führen. Das Ziel hat sich jahrelang am Heldenplatz, vor der Hofburg (ehem. kaiserliche Winterresidenz Kaiser Franz Josef), befunden. Seit dem Jahr 2016 befindet sich das Ziel auf der Ringstraße, zwischen Rathausplatz und Burgtheater.
Streckenplan des Vienna City Marathon 2018
Der Vienna City Marathon startet auf der Wagramer Straße, zwischen den Wolkenkratzern der UNO-City, dem Sitz der Vereinten Nationen. Die Teilnehmer überqueren unmittelbar nach dem Start die 864 Meter lange Reichsbrücke über die Donau. In weiterer Folge führt der Lauf am Riesenrad vorbei durch das große, grüne Parkareal - entlang der Prater Hauptallee, des Praters. Auf der Wiener Ringstraße, vorbei an der berühmten Oper, läuft man an der Secession und am Naschmarkt durch das Wiental hinaus zum Schloss Schönbrunn, der ehemaligen kaiserlichen Sommerresidenz. Danach läuft es sich entlang der Mariahilfer Straße, vorbei an der Votivkirche, der Universität Wien und am Parlament vorbei. Die historische Wiener Ringstraße wird zur Zielgeraden für eine der imposantesten kulturellen Marathonstrecken der Welt. Unmittelbar vor dem Burgtheater mit Blick zum Rathaus erreichen die Teilnehmer aller Bewerbe das Ziel.
Strecke des Vienna City Marathon