Andre Arnold

Portrait von Andre Arnold

Skilegende - Andre Arnold

Ski Racing Camp - Termine 2015:

Ski Racing Camps mit Schwerpunkt auf Slalom / Riesenslalom:

  • 4.10.2015 – 9.10.2015
  • 11.10.2015 – 16.10.2015

Ski Racing Camps mit Schwerpunkt auf Super-G / Riesenslalom:

  • 1.11.2015 – 6.11.2015
  • 8.11.2015 – 13.11.2015
  • 15.11.2015 – 20.11.2015
  • 22.11.2015 – 27.11.2015
  • 29.11.2015 – 4.12.2015 - auf Anfrage

Details zu den Ski Racing Camps 2015

 

Sport-oesterreich.at ist heute zu Besuch bei der Skilegende Andre Arnold, dem 4-fachen Profi-Skiweltmeister (U.S. Pro-Ski Tour, einer Rennserie außerhalb des Weltskiverbandes), Hotelier, Familienvater und Sportförderer (eigenes Ski Racing Sportcamp). Wir sitzen zusammen in der Pension Andre Arnold in Sölden. Die Sportcommunity will wissen, was hinter einem Sportler seines Formats steckt.

Andre Arnold

Interview mit Skilegende Andre Arnold

sport-oesterreich.at: Wie hast du damals angefangen, wie bist du zum Skifahren gekommen?

Andre Arnold: Zum Skisport zu kommen war damals eigentlich ganz einfach, weil es nicht viel anderes gegeben hat. Wenn du nicht skigefahren bist, hast du keine Freunde gehabt. Mit dem Rennfahren habe ich erst relativ spät begonnen, mit 12 Jahren und das auf Druck vom Trainer im Skiclub. Er hat gemerkt, dass ich Bewegungstalent war. Er hat mich stets motiviert und ich wollte anfangs nie. Doch dann hat es gefunkt und dann ist es schnell aufwärts gegangen.

sport-oesterreich.at: Wann bist du das erste Mal auf Skiern gestanden?

Andre Arnold: Soweit ich weiß von den Fotos und von Erzählungen war das mit 4 oder 5 Jahren.

sport-oesterreich.at: Hast du früher ein Vorbild oder ein Idol gehabt, zum Nacheifern?

Andre Arnold: Wir haben natürlich Idole gehabt, vor allem, wenn man Rennen gefahren ist. Speziell Franzosen waren damals sehr stark, Augert, Duvillard und Killy. Von den Österreichern Schranz war ganz als Junge mein Idol, aber dann haben mir eher die Franzosen gefallen, weil sie mir mehr zugesagt haben von der Technik.

sport-oesterreich.at: Du warst immer im technischen Bereich oder auch in den Speed-Disziplinen?

Andre Arnold: In der Jugend ist man natürlich alles gefahren, aber dann habe mich auf Slalom und Riesenslalom spezialisiert. Das Spezialisieren war damals Mode. Zu unserer Zeit hat man vor allem alles auf die Abfahrer gesetzt, die Charly Kahr-Generation und wir wurden fast liegen gelassen. Es hat dann auch eine zeitlang keine österreichischen Technik-Teams gegeben. Wir haben auch kein entsprechendes Material gehabt und waren benachteiligt gegenüber den anderen Ländern wie Italien, Liechtenstein und Schweiz. Das war dann auch eigentlich der Grund, wieso einige aus dem Team gesagt haben, wir gehen zu den Profis.

sport-oesterreich.at: Du hast dann auch Erfolge bei Europameisterschaften gehabt. Es ist aber auch generell eine schwierige Herausforderung mit Schule, Skifahren, Rennen. Heutzutage wird ja viel gesponsert. Waren die Rennen alle in der Nähe, oder waren die Rennen schon weit verstreut? Wie war das damals, wer hat dich hingebracht, hat es etwas Spezielles gegeben, wie einen Bus? Haben da die Eltern noch richtig mithelfen müssen?

Andre Arnold: Ja, ohne Eltern ist damals nichts gegangen und geht auch heute nichts! Das ist immer der wichtigste Punkt, das die Eltern mitmachen. Dann natürlich brauchst du einen guten Skiclub um die Schülerrennen zu fahren, und dann natürlich der Tiroler- und der Österreichische Skiverband, mit welchem wir mir Bussen überall hingefahren sind. Es war nicht viel Unterschied zu heute. Er war dazumals schon gesponsert. Von der Skiindustrie wurde damals noch mehr gesponsert als heute, weil mehr Geld da war als heute, weil das 3 oder 4-fache an Ski verkauft wurden. Heutzutage ist das eher im Rücklauf. Bis in den Jugendbereich ist Sponsoring von einem Skiclub oder vom Landessportverband, aber auch mit Punsch verkaufen, das die Industrie den Wintersport fördert. Jetzt ist es halt eher so, dass auch andere Firmen reinkommen, früher war das nicht erlaubt.

sport-oesterreich.at: Wie stark war früher der interne Konkurrenzkampf bezüglich Meisterschaften. War es wirklich hart sich durchzusetzen? Hat man noch wen dahinter gebraucht, damit man einen Schritt weiter kommt?

Andre Arnold: Ja natürlich, wenn ich so zurück denke. Ich habe es damals nicht mitbekommen, dass es wichtig wäre. Wie zum Beispiel Klaus Heidegger hat immer seinen Bruder als Servicetechniker mit dabei gehabt, und der ist dann natürlich auch einen anderen Schuh gefahren. Persönliche Betreuung und Information ist wichtig. Wenn du 17 Jahre alt bist, bist du noch nicht ausgewachsen, und wenn du dann jemand hast, ist das sehr wichtig und hilft.

Andre Arnold Sölden

Andre Arnold am Weg zum Profisportler

sport-oesterreich.at: Wann war für dich in der Jugend der Zeitpunkt, wo du gesagt hast: "Jetzt will ich Profisportler werden!". Du hast sehr spät angefangen, warst oft verletzt, hast auch Rückschläge gehabt.

Andre Arnold: Das war bei mir so früh wie möglich. Damals musste man 21 Jahre alt sein, um Profisportler zu werden. Davor war es nicht möglich und der ausschlaggebende Punkt war eigentlich der Skischuh. Es war deprimierend zu sehen, dass einem auf einmal Leute 2 Sekunden abnehmen, obwohl ich schon 3 Sekunden vor ihnen war. Das war dann auch der Grund, wieso wir uns zusammen getan haben und eine Profi-Tour gemacht haben.

sport-oesterreich.at: Was war dann der richtige Grund, wieso du in die Profi-Tour gegangen bist. Es war ja nicht eine erfolgreiche Saison in deinem ersten Jahr im Nationalteam. Du warst ja eigentlich auch noch nicht ganz fit. Wieso bist du dann ins Nationalteam gegangen?

Andre Arnold: Ins Nationalteam kommt man rein, wenn man die Punkte hat, und über den Europacup habe ich die Punkte gehabt. Ich war im Slalom viertbester Österreicher. Und wenn man dann gesundheitliche Probleme hat, wo sich kaum jemand drum kümmert. Nachher habe ich wieder ein bisschen aufgebaut bei den Trainingsläufen, war vorne dabei, und beim Rennen war dann doch die Kondition nicht da. Und durch die nicht erbrachte Leistung war dann auch die Motivation nicht mehr so da. Man hat auch gewusst, dass man mit anderem Material viel besser wäre.

sport-oesterreich.at: Wer ist dann an dich herangetreten? Wieso du nicht nach Amerika zur Pro-Tour gehst?

Andre Arnold: Ein Freund von mir aus Innsbruck ist auch gefahren und der kannte es schon. Und mit ihm habe ich mich dann zusammen getan, und das war das Entscheidende, dass wir zur U.S. Pro-Ski Tour gegangen sind.

sport-oesterreich.at: Wie hat sich damals die U.S. Pro-Ski Tour im Vergleich zu den Europacuprennen unterschieden?

Andre Arnold: Der Modus ist anders, weil es nur Parallelslalom gegeben hat. Auch die Abfahrt war anders, nur Sprintabfahrten. Und der Hauptunterschied war, dass jeder auf sich selber angewiesen war. Man hat sich selber einen Servicemann organisiert und einen Trainer, wenn man wollte. Man hat selber sagen können, welchen Schuh, welchen Ski, welche Bindung, welches Material man haben will, man hat alles frei entscheiden können.

Andre Arnold über seine Zeit in Amerika

sport-oesterreich.at: Gehen wir nach Amerika, da waren ja deine größten Erfolge. Du hast dort ingesamt 4 Profi-Weltmeistertitel in Serie gewonnen. Ist das so wie Gesamt-Weltcupsieg?

Andre Arnold: Ja, da werden alle Punkte zusammengezählt.

sport-oesterreich.at: Gibt es heute die U.S. Pro-Tour noch?

Andre Arnold: Nein, vor einigen Jahren ist das pleite gegangen. Es gibt in Amerika überhaupt kein Duo mehr. In der Richtung, was Skisport anbelangt, gibt es noch die Nord-Amerika-Serie. Das ist wie bei uns der Europa-Cup.

sport-oesterreich.at: Du warst 5 Jahre in Amerika, davon 4x Weltmeister. Was war für dich das Schönste zu dieser Zeit?

Andre Arnold: Das erste Jahr, wo wir gekämpft haben. Wo der Schweizer, der die letzten beiden Jahre schon Zweiter war. Und einmal mussten wir eine Abfahrt absagen,  also Vormittag 2 Abfahrtsläufe und am Nachmittag Slalomläufe. Wenn man gewonnen hat, musste man 10 mal fahren. Beide Rennen habe ich gewonnen und das war das Schönste, punktegleich ins Wochenende zu gehen und dann schaut ein riesengroßer Vorsprung raus, wobei ein Schweizer mir den Ski für die Abfahrt geliehen hat.

sport-oesterreich.at: Hat es einen Zeitpunkt gegeben, wo du dich gefragt hast, warum tu ich mir das alles an?

Andre Arnold: Nein, das hat es eigentlich nie gegeben. Das schwierigste Jahr war das dritte Jahr.  Im ersten Jahr war es eine Überraschung, dass alles so gut geht. Man hat gewusst, dass jetzt alles anders ist mit dem Material. Wir sind gleich gefahren mit dem neuen Material, wie am Pulverschnee. Aber das man gleich im ersten Jahr gewinnt, dass war nur noch bei Killy. Der hat es auch geschafft. Er hat 2 mal gewonnen. Das 2. Jahr habe ich auch gewonnen, als hätte ich das eingestellt. Und das 3. Jahr hat noch nie jemand zuvor gewonnen, und da habe ich mir selbst viel Druck gemacht, und das war dann eine sehr schwierige Situation. Aber aufzuhören war zu diesem Zeitpunkt kein Thema für mich.

sport-oesterreich.at: Und dann hast du das 4. Mal in Serie auch noch gewonnen. Wer war so der größte Konkurrent von dir, oder waren da mehrere?

Andre Arnold: Sicher waren da mehrere Konkurrenten, aber der Hansi Hinterseher war sicher einer von denen, die jederzeit hätten gewinnen können, wenn er das richtige Material gehabt hätte. Da war er sicher benachteiligt. Vielleicht ist er auch der Typ gewesen, der nicht immer so konsequent war, wie ich, beim Schlafengehen und so. Um eine ganze Saison zu gewinnen, da muss man durchkämpfen. Ich habe mir Techniken angeeignet, die mir sehr geholfen haben.

Andre Arnold über das Ende seiner aktiven Karriere als Profisportler

sport-oesterreich.at: Du warst ja 5 Jahre dabei und hast dann mit 27 Jahren aufgehört. Was war da ausschlaggebend?

Andre Arnold: Ein Unfall, meine Knie waren kaputt und ich hatte auch davor schon Probleme. Früher hat man den ganzen Meniskus rausgegeben. Der war nicht so wichtig laut den Aussagen von Ärzten. Mit 17 Jahren dann war mein Innen- und Außenband weg, und zufällig war der Unfall dann auch am gleichen Knie. Dabei ist die Kniepfanne abgerissen, und da war außer Knochen nichts mehr drinnen und somit ein weiteres Training undenkbar.

sport-oesterreich.at: Schmerz ist ja mit Sport manchmal auch verbunden. Was treibt einen Sportler, dass man über die Schmerzen hinausgeht?

Andre Arnold: Ich glaube, dass spürt man gar nicht als Spitzensportler. Du siehst einfach das Ziel und alles was drum herum ist, willst du nicht wahrnehmen. Das merkt man dann immer, wenn man dann aufhört, das auf einmal alles weg ist. Auf einmal ist gar nichts mehr schwierig. In der Zeit merkt man aber nicht, dass es schwierig war. Es treibt einen innerlich dazu, das zu machen. Wenn man nicht innerlich getrieben wird, dass man es tun muss, dann kommt man nicht dorthin. Alle Spitzensportler haben den inneren Drang, wenn sie heute nicht trainieren, dann haben sie Gewissensbisse und dann macht man morgen das Doppelte. Und wenn du Schmerzen hast, sagst du das geht vorbei. Aus heutiger Sicht, würde ich auch nicht sagen, dass man es tun sollte. Wenn man so Giradelli oder Kostelic sieht, dann hofft man auch, dass die dann nicht ihr Leben lang Probleme haben.

sport-oesterreich.at: Wenn du jetzt wählen könntest: Spitzensportler zu sein - damals oder heute? Was wäre dir lieber?

Andre Arnold: Das ist schwierig. Wenn ich an die Gesundheit denke, mehr Betreuung ist natürlich heute. Obwohl die Verletzungen heute auch groß sind, weil die Carving-Ski brutale Fliehkräfte auf die Knochen, Gelenke, und den ganzen Körper übertragen. Die ganzen Sachen, wie es früher war, war einfach schön. Wenn du gewonnen hast, du hast einfach die ganzen schönen Augenblicke im Kopf. Darum tendiert man eher zu sagen: "Früher war es lässig" . Aus finanzieller Sicht ist es natürlich ein Riesenunterschied, aber ich glaube, wenn man wegen dem Geld fährt, dann gewinnt man sowieso nicht. Man muss innerlich die Energie haben, dass man Rennfahrer sein will, und dass man daran Spaß hat. Natürlich freut man sich auch, wenn man die Prämie bekommt. Aber ich wusste zum Beispiel auch den ganzen Winter über nicht, wie mein Stand ist, und was ich an Prämien eigentlich gewonnen habe.

Aber es ist natürlich heute auch gut so. Ich kann mich noch gut erinnern, wie Peter Schröcksnadel und alle gesprochen haben, dass man die Rennfahrer auch etwas verdienen lassen soll. Es war zum Beispiel einmal so, dass alle Italiener zu den Profis gehen wollten. Dann hat der italienische Staat eingegriffen und gefordert, dass welche dableiben müssen, weil es sonst kein Team gibt. So wie bei den Franzosen, die sind ja auch alle zu den Profis gegangen. Und aus dem heraus wurde dieses Thema auch beim ÖSV immer mehr gelockert. Dann ist auf einmal der Sponsor auf die Bekleidung gekommen und auf den Kopf.

Andre Arnold und Christian Steiner
Abbildung: (v.l.n.r.) Andre Arnold und Christian Steiner von sport-oesterreich.at

Andre Arnold über den Ski-Nachwuchs in Österreich

sport-oesterreich.at: Wie siehst du den Ski-Nachwuchs in Österreich?

Andre Arnold: Im Bezirks-Skiverband Imst, über den Tiroler Skiverband, wurde jetzt seit einigen Jahren wieder versucht alles aufzubauen, weil wir es hier wirklich nicht gut gehabt haben. Ich sehe natürlich jetzt schon wie das ist, dass es nicht einfach ist. Es ist auch schwierig geworden mit den Eltern, dass die oft gar nicht bereit sind, sich für den Spitzensport einzusetzen. Viele Eltern sagen, dass sie am Sonntag nicht um 6 in der Früh aufstehen und mit den Kindern zum Rennen fahren. Ich will am Sonntag ausschlafen und der Skiclub muss das alles machen. Man siehst das in ganz Österreich, dass teilweise die Weltcupkontingente gar nicht ausgefüllt sind. Es ist schon ein Aufholbedarf vorhanden, wo man wirklich daran arbeiten muss, von oben ein bisschen runter gehen, dass man sagt, wir machen nicht immer nur das Beste. Wir haben im Europacup überhaupt keinen Erfolg mehr, unter den ersten 20 sind sie nicht mehr drinnen. Weit weg von dem, wo wir sein sollten. Aber es passiert jetzt etwas. Ich habe zum Beispiel in den letzten 2 Jahren im Bezirk Imst eine Aktion gestartet, einen Gratis-Skitag für alle Volksschüler. Alles gratis, die Lehrpersonen brauchen nur die Kinder zum Bus bringen der die Kinder herbringt. Die Skilehrer, der Sportartikelhandel, Busse, Skischule, Skipass, da ist alles gratis. Wir versuchen alle Volksschüler mindestens einmal im Winter auf den Schnee zu bringen. Wir haben auch schon mit 80 % eine sehr gute Erfolgsquote, die mich persönlich auch sehr freut.

sport-oesterreich.at: Das ist eine coole Geschichte! Wie siehst du das mit den Skikursen?

Andre Arnold: Ich habe damals die Wisbi (Wie schnell bin ich) Rennen österreichweit organisiert, in der Zeit, wo die Schulskikurse aufgegeben worden sind. Da war ich auch ein bisschen dabei, wo die Diksussionen mit Bundesministerium und Peter Schröcksnadel aufkam. Obwohl wir eigentlich immer gesagt haben, dass wir kämpfen müssen. Leider waren wir zu schwach. Was Wintersport anbelangt, da haben uns die anderen Sportarten, wie z.B. Tennis und Fußball, den Rang abgenommen. Da hätten eigentlich dazumals schon mehr die Lehrpersonen unterstützend helfen müssen, dass die Skischulkurse verpflichtend geblieben wären. Jetzt ist es ganz schwierig, das wieder aufzubauen, weil jede Sportart natürlich auf sich schaut. Von den anderen Sportarten leben auch einige davon, aber vom Wintersport leben sehr viele davon. Tirol, Salzburg, Kärnten und Vorarlberg leben oft Großteils vom Wintersport. Da müssen wir schon schauen, dass das eine wichtige Sache ist und das wir unsere Kinder in den Skisport reinbringen. Erstens, weil es einfach schön ist, dass sie es machen dürfen, und Zweitens weil wir in Zukunft das gute Personal brauchen. Damit wir wirklich sagen können, wir haben gute Skilehrer, gutes Liftpersonal, Lawinenkommission, Bergrettung und das alle gut skifahren können und da sollte jedes Kind, das in der Volksschule ist, einmal skifahren.

Andre Arnold zum Thema Skitraining von einst und heute

Ski Racing Camp Söldensport-oesterreich.at: Wie unterscheidet sich das Training von jetzt zu früher? Du machst ja auch Trainingscamps und hast vermutlich Einblicke, wie Trainingsmethoden beim Skifahren sind und wo man trainiert.

Andre Arnold: Wo man trainiert hat, unterscheidet sich nicht, ein großer Unterschied hingegen ist jetzt die Schneelage. Früher hat man die Maschinenanlagen nicht gehabt, das ist alles Wassereis gewesen. Die Feuerwehr hat die Piste eisig gemacht, plankes Eis. Heutzutage ist es durch den Maschinenschnee kompakt durch und durch, aber nicht so hart wie es früher war. Die Trainingsbedingungen sind gleich wie im Rennen, weil überall Maschinenschnee ist. Die ärztliche Betreuung ist natürlich viel besser. Jetzt weiß man eigentlich, was man tun muss. Wie viel darf man trainieren, damit man nicht übertrainiert wird, damit es noch effektvoll ist? Was muss man im Sommer trainieren? Und viele weitere Fragen. Da ist natürlich sehr viel weiter gegangen.

 

sport-oesterreich.at: Diese Ausgewogenheit hat man früher noch nicht gehabt.

Andre Arnold: Nein, früher hat es geheißen, du musst trainieren. Den ganzen Tag ist man auf den Gletscher gefahren, dann ist man runtergegangen und hat wieder trainiert. Man hat keine Rücksicht genommen, ob jemand müde ist. Keiner hat geschaut was gerade gebraucht wird. Das ist jetzt schon anders.

sport-oesterreich.at: Hat es Doping damals auch schon gegeben

Andre Arnold: In damaliger Zeit habe ich nicht gewusst, dass es das gegeben hat. Im Nachhinein bin ich dann darauf gekommen, dass Kollegen es getan haben, bei den Amateuren. Bei den Profis weiß ich nichts. Man ist dahinter gekommen, dass jemand aus anderen Sportarten den Alpinen etwas gegeben hat. Ich war der Meinung, im Skisport bringt das nichts. Das bringt nur im Ausdauersport etwas. Aber anscheinend hat es auch damals in der Richtung schon etwas gegeben.

Andre Arnold über das Ski-Racing-Camp in Sölden

Ski Racing Camp Sölden

sport-oesterreich.at: Das finden wir auch so. Du betreibst ja auch ein eigenes Skicamp. Für wen ist das gedacht und wie lange gibt es das Skicamp jetzt schon?

Andre Arnold: Im Jahr 1982 habe ich angefangen Rennen zu fahren, und am Anfang habe ich es für Kinder gemacht, die in Zukunft Rennen fahren wollen. Damals, als die Gletscher im Sommer noch offen gehabt haben, waren natürlich viele Kinder da, die hier auch regelmäßig trainiert haben. Jetzt, seitdem der Gletscher im Sommer nicht mehr offen ist, gibt es die Racing-Camps eigentlich nur mehr in der Zeit, wo keine Ferien sind. Also schwierig, dass Kinder kommen können. Jetzt hat sich das ein bisschen verlagert auf Masters-Rennen für Senioren. Im Skifahren ist man ja mit 30 schon Senior! Es geht aber auch bis über 80. Es sind solche auch noch im Camp dabei, die Masters-Meisterschaften machen. Es gibt natürlich auch Leute, die einfach nur besser Skifahren wollen und einen Einblick in den Rennlauf haben wollen. Die sportlicher Skifahren wollen, und für die ist es jetzt eigentlich gedacht.

sport-oesterreich.at: Was ist ein Ski-Racing-Camp eigentlich genau und was kann man bei dir lernen?

Andre Arnold: Primär geht es immer um die Grundhaltung zuerst. Wenn das Grundverhalten nicht funktioniert, dann hat man keinen Erfolg. Also die ersten Tage über trainieren wir das langsame Schulfahren, richtig hinstellen, wie es sich gehört und dann geht es zum Rennlauf. Das ist natürlich eine vorgegebene Linie, Abfahren heißt eigentlich sicher Skifahren. Es ist nicht nur, dass man erfolgreich Riesenslalom und Slalom fahren kann, sondern auch auf einer normalen Piste sicherer unterwegs ist, wenn man einer vorgegebenen Linie nachfahren kann, und somit den Ski steuern kann, um nicht nur hinunter zu rutschen.

sport-oesterreich.at: Ich habe auch gelesen, Videoanalysen hast du auch dabei. Also richtig von jedem wie er am Ski steht und wie soll er am Ski stehen, vorher und nachher.

Andre Arnold: Ja, mit Zeitlupe und da wird alles genau analysiert.

sport-oesterreich.at: Es beginnt immer im Oktober, wie lange dauert es dann?

Andre Arnold: Bis Anfang Dezember.

sport-oesterreich.at: Wie kann man sich anmelden?

Andre Arnold: Einfach ein E-Mail schreiben oder auf der Website www.racingcamp.at eine Anfrage stellen.

sport-oesterreich.at: Muss man da eine Gruppe sein oder kann man das allein auch machen?

Andre Arnold: Kann man als Gruppe oder allein machen, auch als Incentive für Firmen.

sport-oesterreich.at: Unterkünfte gibt es bei dir?

Andre Arnold: Ja, wir haben auch Leute, die im Hotel Zentral wohnen, aber die meisten wollen direkt bei uns in den Appartmenthäusern (Pension Andre Arnold und Appartement Leni) wohnen. Es ist auch organisiert, dass es dann sehr früh ein Frühstück gibt, weil wir ja früh hinauffahren. Speziell im Oktober fangen wir ja mit den Weltcupfahrern Seite an Seite an zum Trainieren. Und da müssen wir natürlich um 8 Uhr schon oben sein.

sport-oesterreich.at: Generell gibt es bei uns immer einen berühmten Abschlusssatz: Hast es für dich im Leben einen bestimmten Satz gegeben nachdem du gelebt hast oder willst du noch gerne etwas weitergeben an Leute, die vielleicht noch etwas lernen können daraus?

Andre Arnold: Eigentlich sollte man aus allem ein bisschen was nehmen. Wenn man Spitzensportler ist, gibt es nur die gerade Linie. Links und rechts ist nichts, außer ein bisschen Spaß muss auch sein, um einen Erfolg zu haben. Aber zum Leben nichts Extremes und nichts Übertriebenes, dann kommt man am Besten durch.

sport-oesterreich.at: Dann bedanken wir uns recht herzlich für das Interview!

   


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