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Sport mal ganz anders: Ebenso wie Schach lässt sich durchaus auch das Kartenspiel Poker als geistige Sportart bezeichnen. Hierbei geht es eben nicht um körperliche Schnelligkeit und Stärke, sondern darum, wer die meiste Disziplin und Ausdauer besitzt, sich in Sachen Strategie auskennt und noch dazu am besten bluffen kann. Ein vielbeachtetes Kartenspielturnier, die PokerStars Players Championship, fand vom 6. Bis 10. Januar im Atlantik Resort Casino auf den Bahamas statt. Ein größeres 25.000-Dollar-Event hat es bislang noch nicht gegeben.
Satte 5,1 Millionen Dollar für den Turnier-Sieger
25.000 Dollar, das bedeutet, dass die Teilnehmer diesen Betrag zahlen müssen, um überhaupt erst ins Spiel einzusteigen. Einige Promis erhielten eine spezielle Einladung des Veranstalters PokerStars, wie zum Beispiel Tony Hawk, Bruce Buffer und Norm MacDonald. Und dann gab es noch die wenigen ganz Begabten, die in einer anderen Turnierserie durch hervorragende Leistungen oder andere Aktivitäten einen Freifahrtschein inklusive Flug und Unterkunft gewonnen hatten.
Im Grunde genommen war auch die PSPC "nur" eine Station einer Turnierreihe, die sich PokerStars Caribbean Adventure nennt. Allerdings hatte es dieses Event in sich, nicht nur wegen des satten Buy-ins, sondern auch aufgrund der ausgezahlten Preisgelder. Der Sieger ging mit ungeheuren 5,1 Millionen Dollar nach Hause, während der Zweitplatzierte sich noch über knapp 3 Millionen freuen durfte und der dritte Platz mit 2,1 Millionen bepreist war. Entsprechend hochkarätig war die Konkurrenz, denn wo es so viel zu holen gibt, da will (beinahe) jeder mitmischen.
Zahlreiche erfolgreiche Pokerprofis waren am Start
Vor allem die echten Profis, die sich ihren Lebensunterhalt mit Pokerspielen verdienen, eilten aus allen Teilen der Erde herbei. Julien Martini zum Beispiel, der im Finale nur knapp unterlag, nimmt seit dem Jahr 2014 sehr erfolgreich an namhaften Live-Turnieren teil. Der Gewinner der diesjährigen PokerStars Players Championship ist allerdings kein absoluter Poker Pro. Ramon Colillas` Pokerkarriere begann als kleines Nebenbei-Hobby mit Freunden, doch eines Tages hatte der junge Spanier eine prägende Begegnung: In einer Bar traf er einen mysteriösen alten Mann, der ihm sagte, er solle Pokerspieler werden.
Stattdessen richtete Ramon sich allerdings zunächst als Personal Trainer und Betreiber eines Fitness-Centers ein, doch heimlich arbeitete er mit wachsendem Eifer an seinen Poker-Skills. Schließlich gelang ihm ein Sieg während der ersten Station der Championship of Spain (CEP), der ihn dermaßen anfeuerte, dass er an den nächsten Stopps ebenfalls teilnahm und schließlich den begehrten Platinum Pass zur PSPC gewann.
"Freeze-Out": Kein Verlierer durfte sich erneut einkaufen
Die Teilnehmerzahl der PSPC lag am ersten Tag bei 1.014, abends waren bis auf 745 Spieler alle ausgeschieden. Allerdings ging die Anmeldephase erst zum Start des zweiten Tages vorüber, ein paar Neue tröpfelten also noch hinzu. Wer jedoch einmal ausgeschieden war, der konnte nicht mehr wieder einsteigen, selbst wenn er bereit war, noch einmal 25.000 Dollar auf den Tisch zu legen. Diese Regel nennt sich in der Pokersprache "Freeze-Out" und ist bei Turnieren keine Selbstverständlichkeit.
Der Preispool lag schließlich bei 26,5 Millionen Dollar, für jeden Durchschnittsverdiener eine schwindelerregende Summe. Am Ende des zweiten Tages legten sich 207 Teilnehmern mit dem Gedanken zu Bett, dass sie auch morgen noch dabei sein würden. Die meisten Chips beanspruchte zu diesem Zeitpunkt Farid Jattin für sich, er hatte 60.000 Jetons in 921.000 verwandelt. Am Ende sollte er jedoch "nur" den siebten Platz belegen, aber immerhin 746.000 Dollar mit nach Hause nehmen. Doch dazwischen lag zunächst noch der dritte Tag, der das Teilnehmerfeld auf eine kleine Menge von 38 durchsetzungsfähigen Poker-Assen reduzierte.
Ramon Colillas: In nur 5 Tagen zum Poker-Star
Am vierten Tag schließlich häufte Scott Baumstein einen „Stack“ von 4,2 Millionen Jetons auf und schien damit den Sieg fast schon vor Augen zu haben. Zum fünften und finalen Spieltag gehörte er zu den verbliebenen acht Männern, die sich am 10. Januar um den offiziellen Finaltisch scharten. Nur zwei Platinum-Pass-Inhaber waren unter ihnen, die restlichen sechs hatten sich teuer eingekauft. Doch auch Baumstein konnte sich nicht durchsetzen, er musste sich mit dem vierten Platz und schmalen 1,6 Millionen Dollar zufriedengeben. Die Spannung hielt sich bis zum Schluss, und schließlich setzte sich Colillas unverhofft durch. Er und seine Freundin lagen sich kurz darauf in den Armen und konnten dieses grandiose Ergebnis kaum fassen. Vielleicht haben die beiden heute noch das Gefühl, zu träumen. Denn wann wird schon ein ganz normaler Personal Trainer im Verlauf von nur fünf Tagen zum fünffachen Millionär?
Der beste deutschsprachige Spieler kam aus Gelsenkirchen
Der beste deutschsprachige Pokerspieler bei diesem Turnier war Michael Robionek, der aus Gelsenkirchen nach Paradise Island angereist war. Er trat genau wie Ramon Colillas als „Freeroller“ an, hatte also kein Buy-In gezahlt. Robionek belegte den 21. Platz und verbuchte damit frische 150.600 Dollar auf seinem Konto. Der Leonberger Marvin Rettenmaier war ihm mit dem 27. Platz dicht auf den Fersen, mit seinen 126.000 Dollar dürfte auch er noch recht zufrieden gewesen sein. Übertragen wurde das Turnier nicht nur auf Englisch, sondern auch auf einigen anderen Sprache per Live-Stream auf YouTube und Twitch.
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Wird es eine Fortsetzung dieses Mega-Events geben? Die Chancen dafür stehen gut, weil das Interesse an der PSPC alle Erwartungen übertraf. Sowohl die Teilnehmerzahlen als auch die Stream-Zuschauer in aller Welt erreichten enorme Summen, die sich vielleicht 2020 noch übertrumpfen lassen.