Als der Getränkekonzern Red Bull vor einigen Jahren sein Engagement im Profifußball verstärkte, war der Aufschrei groß. Angefangen in Salzburg, über Sao Paulo und Leipzig, bis hin nach New York – das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren in verschiedene Fußballvereine investiert. Insbesondere in Deutschland schlagen die Fans dem RB Leipzig immer wieder starke Anfeindungen ins Gesicht. Die Kommerzialisierung und das Zerstören von Traditionsvereinen sind immer wieder angeführte Vorwürfe gegen Red Bull im Fußball. Auch mögliche Wettbewerbsverzerrungen durch Interessenskonflikte unter den jeweiligen RB Teams wurden befürchtet. Doch die aktuelle Europacup-Saison zeigt, dass keineswegs auf das umsatzstärkste Team als Nummer 1 gesetzt wird. Wir werfen einen Blick darauf, ob und wie lange sich Red Bull Salzburg noch hinter dem „großen Bruder“ aus Leipzig verstecken muss.
Engagement auf der ganzen Welt
Mit dem Ziel die Champions League zu gewinnen, stieg der Getränkekonzern im Jahr 2005 bei dem österreichischen Verein Austria Salzburg ein und benannte den Club in Red Bull Salzburg um. Es war das erste Engagement von Red Bull dieser Art. Es folgten Mannschaften in Ghana, Sao Paulo und New York. Im Jahr 2009 wurde die Expansion fortgesetzt und mit dem RB Leipzig ein Verein in Deutschland gegründet. Die deutsche Bundesliga gilt als eine der Top-Ligen in Europa und generiert wesentlich mehr Umsatz als die österreichische Liga. Kein Wunder also, dass keine Kosten und Mühen gescheut wurden, Leipzig in die erste Liga zu bringen. In weniger als 10 Jahren schaffte man es aus der Oberliga Nordost in die deutsche Bundesliga. Unter der sportlichen Führung von Ralf Rangnick setzte sich das Team direkt in der Spitzengruppe der Liga fest und gehört seitdem zu den Spitzenteams im deutschen Fußball. Red Bulls Ziel, ein gewinnbringendes Team in der deutschen Bundesliga zu besitzen, scheint also Erfolg zu tragen. Gleichzeitig mit dem Leipziger Aufstieg in die erste Liga kamen auch Sorge der Kritiker auf, dass Salzburg zu einer Art Ausbildungsverein verkommen könnte. Ähnliche Befürchtungen äußerte man auch dahingehend, dass dieses Schicksal jederzeit Leipzig treffen könnte, sollte ein Red-Bull-Engagement in England starten. Zwar wurde dies zuletzt dementiert, allerdings gilt die Premier League nach wie vor als die weltweit populärste Liga.
Spielerkarussell zwischen Leipzig und Salzburg
Auch mit Salzburg ging es nach dem Einstieg von Red Bull steil nach oben. Seit der Saison 2005/06 landeten die Bullen jährlich auf Rang 1 oder 2. Seit 2014 sind sie Serienmeister der österreichischen Liga. Das große Ziel der Champions League wurde bisher allerdings immer verpasst. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Salzburger immer wieder wichtige Spieler in Richtung Leipzig ziehen lassen mussten. Nicht nur Ralf Rangnick wechselte von Salzburg nach Leipzig: Sobald ein junges Talent bei Salzburg vielversprechende Ansätze aufweist, kann man davon ausgehen, dass früher oder später ein Anruf aus Leipzig folgt. Dies geschah beispielsweise im Sommer 2015, als man Peter Gulacsi für drei Millionen Euro verpflichtete. Der junge Ungare gehört mittlerweile zu den besten Torhütern der Bundesliga. Im gleichen Jahr folgten zudem Marcel Sabitzer und Stefan Ilsanker nach Leipzig. Es war jedoch der Transfer von Naby Keita im Jahr 2006, welcher erstmals großes Aufsehen erregte. Als Aufsteiger investierte RB Leipzig ganz nebenbei 15 Millionen Euro in den Mittelfeldspieler. Dass zusätzlich noch Spieler wie Timo Werner für 10 Millionen und Davie Selke für acht Millionen geholt wurden, sorgte natürlich für Kritik am Konstrukt Red Bull.
Duell in Europa geht an Salzburg
Die Frage, ob es zu Interessenskonflikten oder Wettbewerbsverzerrungen kommen könnte, begleitet das Engagement von Red Bull im Fußball seit Tag eins. Dass verhältnismäßig viele Transfers zwischen Salzburg und Leipzig stattgefunden haben, ist zwar ungewöhnlich, jedoch keineswegs illegal. Als dann allerdings die diesjährige Gruppenphase für die Europa League ausgelost wurde, war die Aufregung groß, da die beiden Red-Bull-Teams aufeinandertreffen werden. Eine viel bessere Werbung für den Getränkekonzern hätte es kaum geben können – es sei denn, das Spiel hätte in der Champions League stattgefunden. Zur großen Überraschung gelang es den Salzburgern im Hinspiel der Gruppenphase, den RB Leipzig mit 3:2 auswärts zu besiegen. Dementsprechend wütend war Leipzigs Trainer Ralf Rangnick nach dem Spiel. Er monierte, dass seine Spieler jegliche Professionalität und Einstellung fehlte und kündigte gegenüber sport1.de disziplinarische Maßnahmen an. Allerdings verloren die Leipziger auch das Rückspiel ein paar Wochen später, sodass das Team schon nach der Vorrunde die Segel streichen musste, während die Salzburger auf europäischer Ebene überwintern können.