Die vergangenen Spieltage der österreichischen Fußball-Bundesliga dürften einer Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft gleichgekommen sein. Durch den 2:0-Auswärtssieg der Roten Bullen im direkten Duell mit Verfolger LASK vor eineinhalb Wochen sowie einem weiteren Ausbau des Vorsprungs am vergangenen Wochenende beträgt der Vorsprung von Serienmeister RB Salzburg auf den zweiten Platz nunmehr neun Punkte. Zwar ist das Rennen um den Titel bei noch sieben ausstehenden Partien und 21 zu vergebenen Punkten rechnerisch keineswegs entschieden, doch dürfte niemand an einem Durchmarsch der Salzburger Mannschaft zum sechsten Meistertitel in Folge Zweifel erheben. So bieten Wettanbieter wie Tipico nicht einmal die Möglichkeit auf eine erneute Salzburger Meisterschaft zu setzen. Stattdessen belegen die hohen Quoten für Wetten auf die Verfolger die erheblichen Zweifel der Buchmacher an einer Überraschung im Meisterschaftskampf.
Dabei sollte durch die Liga-Reform mit der laufenden Spielzeit alles besser werden: „Mehr Spiele, mehr Spannung, mehr Zuschauer“, formulierte Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer seine Hoffnungen bezüglich des veränderten Liga-Modus. Doch bereits nach dem zweiten Spieltag der neu eingeführten Play-Offs dürften ernsthafte Zweifel an diesem Vorhaben aufgekommen sein. Ist die Liga-Reform also gescheitert?
Die Roten Bullen nicht zu stoppen
RB Salzburg präsentiert sich auch in der laufenden Spielzeit in einer hervorragenden Verfassung und dominiert die österreichische Liga nach Belieben. So betrug der Vorsprung auf den zweiten Platz bereits zur Winterpause zehn Punkte, sodass die Meisterschaft früh entschieden schien. Mit einem 1:1 gegen Wacker Innsbruck musste RB Salzburg sogar nur einziges Mal einen Punktverlust während der gesamten Hinrunde hinnehmen.
Zwar konnte die Mannschaft von Trainer Marco Rose die weiße Weste in der Rückrunde nicht wahren und musste sich Rapid Wien mit 2:0 geschlagen geben, dennoch sammelten die Roten Bullen auch in der Rückrunde 24 von 33 möglichen Punkten. Mit Ende der regulären Spielzeit betrug der Vorsprung auf den zweitplatzierten LASK ganze neun Punkte. Mit Beginn der Play-Offs und der vorangehenden Halbierung der Punkte, startete RB Salzburg mit einem Vorsprung von vier Punkten in die Meisterrunde. Trotz des vermeintlich knappen Vorsprungs dürfte bereits vor Beginn der Play-Offs ein Großteil der Wett-Tipps auf eine erneute Meisterschaft der Roten Bullen gesetzt worden sein.
(K)eine Frage des Modus?
Viele österreichische Fußballfans dürften aufgrund der anhaltenden Dominanz des RB Salzburg ein negatives Fazit hinsichtlich der Liga-Reform gezogen haben. Nichtsdestotrotz ist hier eine differenzierte Betrachtungsweise notwendig. Klar ist, dass auch in der ersten Spielzeit nach der Ligareform ein durchweg spannendes Meisterschaftsrennen ausblieb. Dennoch ist die Grundidee des neuen Liga-Modus durchaus interessant und bereichert die Bundesliga um eine vielversprechende Komponente: die Play-Offs. Die Halbierung der Punkte vor Beginn der Meisterrunde erzeugte zudem den gewünschten Effekt und ließ den Vorsprung von RB auf nur vier Zähler schmelzen. Mit einem Sieg des LASK im direkten Duell wäre so ein offenes Saisonfinale möglich gewesen. Somit ist ein durchaus positives Fazit bezüglich der Liga-Reform zu ziehen.
Die dennoch ausbleibende Spannung im Meisterschaftsrennen ist vielmehr der Konkurrenzsituation im österreichischen Oberhaus geschuldet. Während die Leistungen des Verfolgers LASK in der laufenden Saison so zu großer Anerkennung geführt haben, fehlt es der Mannschaft aus Linz nach dem Aufstieg im Jahr 2017 noch an der nötigen Erfahrung sowie den finanziellen Mitteln, um den Roten Bullen ernsthaft gefährlich werden zu können. Zudem durchlebt Konkurrent Austria Wien eine sportliche Schwächephase, während sich Rapid Wien im Umbruch befindet.
Die Dominanz des RB Salzburg ist außerdem auf die großen finanziellen Möglichkeiten im Vergleich zur Konkurrenz zurückzuführen: Mit 40,69 Mio. € gab RB Salzburg in den vergangenen fünf Spielzeiten mehr als doppelt so viel Geld für Neuzugänge aus als der SK Rapid Wien, der in diesem Ranking mit 18,20 Mio. € den zweiten Platz belegt.
Fazit
Auch wenn die Liga-Reform noch nicht die gewünschte Spannung mit sich gebracht hat, dürfte sie dennoch ein Schritt in die richtige Richtung sein und zeigt, dass sich auch die Funktionäre mit dem Thema beschäftigen. Während die großen Konkurrenten des RB Salzburg derzeit eine Schwächephase durchleben, bleibt zu hoffen, dass diese in der nächsten Saison zu alter Stärke finden. Zusätzlich dürfte sich langfristig die Frage nach der Chancengleichheit im Hinblick auf die Finanzierung der einzelnen Vereine stellen und eventuell weitere Reformen nach sich ziehen.
Unterdessen dürfen sich Fans des österreichischen Fußballs mit dem anstehenden Pokalfinale auf das nächste Highlight der Saison freuen und zumindest dort die Hoffnung auf eine Überraschung bewahren: Diese gelang im letzten Jahr dem SK Sturm Graz im Finale gegen RB Salzburg.