Interview mit Andreas Hagara in Textform
Das Team von sport-oesterreich.at im Gespräch mit Andreas Hagara, dem 15-fachen Medaillengewinner bei Europa- und Weltmeisterschaften in der Tornado-Klasse, sowie erster und einziger österreichischer Skipper beim America’s Cup und mittlerweile Manager beim Golfclub Attersee.
sport-oesterreich.at: Lieber Andreas erzähl uns bitte, wie bist du zum Segelsport gekommen?
Andreas Hagara: In meiner Kind- und Jugendzeit, ich bin in Wien aufgewachsen und in die Schule gegangen, haben meine Eltern am Neusiedlersee ein Wohnmobil gehabt und wir sind jede freie Minute und an den Wochenenden und die gesamte Ferienzeit immer an den Neusiedlersee gefahren. Dadurch bin ich dann automatisch mal mitgesegelt mit Freunden und Bekannten und das waren eigentlich bereits die Beginne meiner Segel-Karriere.
sport-oesterreich.at: Wie lange hat es gedauert, bis du deine ersten Wettkämpfe gemacht hast?
Andreas Hagara: Das ist eigentlich relativ schnell passiert, ich bin am Neusiedlersee mit Freunden mitgesegelt und dadurch auf den Geschmack der Katamarane (Zweirumpfboote) gekommen, die durch die hohen Geschwindigkeiten, die man damit erreicht, bei mir etwas ausgelöst haben. Kurz darauf bin ich das erste Mal mit einem Bekannten bei einer Regatta (Wettkampf) mitgesegelt und das hat mir wahnsinnigen Spaß gemacht. Die Startsituationen, die Situationen um die Bojen, die Manöver und so habe ich mich dann relativ schnell entschieden, dass ich mit diesem Bekannten in dieser Saison Wettkämpfe bestreite werde. Ich bin relativ viele Regatten gesegelt und habe aber dann irgendwie das Gefühl gehabt, ich glaube, das könnte ich selber besser machen. Das hat eigentlich nur die eine Saison gedauert und für das nächste Jahr haben wir dann schon ein gebrauchtes Schiff gekauft und ich wollte dann eigentlich mit meinem Bruder gemeinsam an Wettkämpfen teilnehmen aber das ist dann aber alles nicht so einfach gewesen. Ich hatte noch keinen Führerschein, da ich noch zu jung war und deswegen hat mein Vater einspringen müssen. Der hat mich und meinen Bruder dann zu den einzelnen Wettkämpfen gefahren und so hat die Karriere dann begonnen, das war im Jahr 1980/81.
sport-oesterreich.at: Du hast im Laufe deiner Karriere 15 Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften gewonnen, was waren dabei deine persönlichen Highlights?
Andreas Hagara: Besonders hervorzuheben wäre sicher der Weltmeistertitel 1987, das war ganz am Anfang unserer Karriere bzw. meiner Karriere, bereits im 3. Jahr in der Tornadoklasse, der olympischen Disziplin im Katamaran. Das war für uns, da waren wir noch sehr jung. Ein weiteres Highlight war, als wir dann im ZDF in der Sportschau mit der Tennisspielerin Steffi Graf gemeinsam Interviews gegeben haben, das waren beides sehr emotionale Momente am Anfang der Karriere. Es folgten dann viele Medaillen und sehr wichtig für mich war auch meine letzte Gold-Medaille bei der Europameisterschaft 2003. Vor dieser Europameisterschaft hatte ich mich entschieden, dass ich meine Karriere danach beenden werde und das war schon sehr eine tolle Sache, dass ich dann noch einmal einen Europameiste-Titel geholt habe.
sport-oesterreich.at: In Österreich verbindet man den Namen Hagara automatisch mit dem Segelsport, was sagst du, wird es in absehbarer Zeit einen Nachfolger für dich geben oder was passiert generell beim Nachwuchssport?
Andreas Hagara: Ich muss dazu sagen, es hat auch schon vor unserer Zeit immer wieder einzelne großartige Erfolge im Segelsport gegeben, was wir allerdings bewirkt haben war, dass wir über Jahre oder besser gesagt Jahrzehnte kontinuierlich jedes Jahr großartige Leistungen abgeliefert haben. Wir haben jedes Jahr zumindest einen Europa- oder Weltmeistertitel oder zumindest eine Medaille bei Welt- oder Europameisterschaften geholt und das eben über einen sehr langen Zeitraum. Durch diese Erfolge in Verbindung mit dem Namen Hagara hat sich der Segelsport sicher aus seinem „Stiefmütterchen sein“ zu einer interessanten Randsportart in Österreich entwickelt. Durch die vielen Erfolge der Brüder Hagara ist natürlich auch der Segelsport zu größeren finanziellen Mitteln gekommen, sprich höhere Förderungen und hat somit natürlich auch in der Jugendarbeit und in der Konzeption für vernünftige Jugendarbeit sehr viele Möglichkeiten erhalten. Das ist dann kontinuierlich aufgebaut worden und hat es auch nach unserer Zeit schon sehr viele große Erfolge gegeben aber über einen so langen Zeitraum, wie das bei uns der Fall war, das gab es bisher halt leider noch nicht. Ich muss allerdings auch ganz ehrlich sagen, dass ich schon ein zu lange aus dem aktiven Segelsport, zumindest im olympischen Bereich, und daher auch weg vom österreichischen Segelverband bin, dass ich jetzt eine objektive Antwort geben kann, was in den letzten Jahren an Jugendarbeit geleistet wurde.
sport-oesterreich.at: Was unsere Leser sicher auch noch interessiert, du lebst am Attersee, du segelst immer noch gerne aber bist Manager von einem Golfclub und nicht Manager von einem Segelclub, warum?
Andreas Hagara: Nach Beendigung meiner aktiven Laufbahn wurde ich von den Betreibern dieser Golfanlage, die es damals noch nicht gegeben hat, gefragt, ob ich mir vorstellen könnte diesen Betrieb nach der Fertigstellung zu übernehmen. Ich habe mir gedacht, ich war ja in meiner aktiven Laufbahn im Schnitt 200 Tage im Jahr unterwegs und das über mehr als 20ig Jahre lang und der Golfclub ist mehr oder weniger hinter meinem Haus, das wäre vielleicht auch für das Familienleben eine angenehmere Situation für die nächsten Jahre. Darum habe ich gesagt, dass ich mir das gut vorstellen könnte. Was noch dazu kommt ist, ich habe gleich nach Beendigung meiner Laufbahn sehr viele Anfragen, auch international, im Coachingbereich bekommen, weil ich natürlich aufgrund meiner Erfolge sehr viel Wissen angehäuft habe und das wollten natürlich einige Nationen für sich nutzen. Mit dem österreichischen Segelverband bin ich da irgendwie nicht so klar gekommen oder es war der Wunsch auch nicht da und dadurch habe ich dann einige dieser internationalen Aufträge angenommen. Ich habe da unter anderem das amerikanische Olympiateam für China betreut, ich habe meinen Bruder für die olympischen Spiele betreut, inklusive der gesamten Vorbereitung für Athen und auch für Sidney, ich war also bei beiden olympischen Goldmedaillen sein Trainer. Wie dann dieses Golfclub-Projekt hier entstanden ist habe ich dann gesagt, ja, setzen wir uns zusammen und schauen wir wie das funktionieren kann und so bin ich zum Golf gekommen. Golf gespielt habe ich zwar schon früher aber den Betrieb hier zu leiten, das war für mich eine interessante und spannende neue Aufgabe.
sport-oesterreich.at: Lieber Andreas, wir bedanken uns recht herzlichst bei dir, dass du dir für uns Zeit genommen hast und wünschen dir noch viel Erfolg.
Weitere Informationen zu Andreas Hagara und zum Golfclub Attersee finden Sie auch unter www.golfamattersee.at.