Elisabeth Niedereder ist Headcoach der Triathlon-Plattform Tristyle welche AusdauersportlerInnen, insbesondere TriathletInnen effektiv bei der Erreichung ihrer sportlichen Ziele unterstützt. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf dem Coaching erfahrener SportlerInnen, sondern auch auf dem Nachwuchs und dem Hobbybereich. Tristyle verfolgt das Ziel, den Ausdauersport in Österreich auszubauen, Anfänger von Beginn an optimal zu betreuen und Sportneulingen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, für entsprechend guten Nachwuchs zu sorgen und diese Sportart noch interessanter zu gestalten.
Tristyle über den Triathlon in Österreich
sport-oesterreich.at: Du bist selbst eine sehr erfolgreiche 800-Meter-Läuferin. Wie kommt es dazu, dass du dich so engagiert für den Triathlon in Österreich einsetzt?
Elisabeth Niedereder: Triathlon hat mich immer schon sehr fasziniert. Als Ausgleich zum Laufsport schwimme ich regelmäßig und setze mich gerne aufs Fahrrad. Vor allem auch wenn ich den Trainingsumfang erhöhe, ist es für meine Leistungssport-Karriere sehr hilfreich, dies in Kombination mit anderen Sportarten umzusetzen. Dafür sind in meinem Fall Radfahren und Schwimmen perfekt. Schwimmen beispielsweise ist eine sehr gelenksschonende Sportart, welche das Herz-Kreislauf-System sehr gut trainiert. Auch das Radfahren hat seine schonenden Vorteile für den aktiven Bewegungsapparat gegenüber dem Laufsport. Ein weiterer Grund für mein Interesse am Triathlon sind die vielen Freunde, die ich in dieser Sportart kennen gelernt und gefunden habe.
sport-oesterreich.at: Wie hat sich dann das Ausdauer-Projekt Tristyle ergeben?
Elisabeth Niedereder: Eigentlich ist das daraus entstanden, dass ich immer wieder Anfragen erhalten habe, ob ich dazu bereit bin, Menschen und Gruppen im Laufsport zu trainieren.
sport-oesterreich.at: Dein großes Fachwissen beziehst du hauptsächlich aus dem Laufsport und auch aus dem Radsport, welcher viele Parallelen zum Laufsport hat. Wie sieht das mit Schwimmen aus?
Elisabeth Niedereder: Das Schwimmen ist in diesem Kontext nicht meine persönliche Stärke, deshalb arbeitet Tristyle mit Experten wie beispielsweise Mirna Jukic zusammen, die als Referentin Kurse und Workshops in Zusammenarbeit mit uns abhält. Tristyle ist eine Plattform, bestehend aus Spezialisten, Profisportlern und Trainern, die ein optimales Umfeld für die Entwicklung des Triathlon in Österreich bieten.
sport-oesterreich.at: Du hast ja auch einen sehr berühmten Radexperten in deinem Team, Roland Garber, ein sehr erfolgreicher Ex-Rennradprofi aus Wien.
Elisabeth Niedereder: Richtig, Roland ist ein Top-Experte im Radsport und ich freue mich darüber sehr, so einen tollen Menschen und Sportler zu kennen. Und so wie es Roland gibt, besteht das Tristyle-Netzwerk aus Spezialisten in jedem Bereich rund um den Triathlon.
sport-oesterreich.at: Ein Thema, das aus sportwissenschaftlicher Sicht immer wieder diskutiert wird, sind die Unterschiede zwischen dem Laufsport und dem Radsport. Wo liegen für dich die größten Unterschiede?
Elisabeth Niedereder: Das was mir spontan als erstes dazu einfällt, ist der unterschiedliche Einsatz der Muskulatur. Damit meine ich, dass beim Laufen prozentuell mehr Muskulatur zum Einsatz kommt, als beim Radfahren. Klar, dass der Stützapparat beim Radfahren durch das Sitzen viel mehr entlastet wird, als beim Laufen. Bei jedem Laufschritt muss der Bewegungsapparat bis zum 8-fachen des Körpergewichts aushalten beziehungsweise bewältigen. Aus dieser Sicht eigentlich eine extreme Anforderung an unseren Körper. Der Radsport ist wie das Laufen eine zyklische Bewegungsform, die ebenfalls das Herz-Kreislaufsystem trainiert, aber in einer anderen Gewichtung. Dadurch, dass man beim Radfahren weniger Muskulatur beansprucht, bedarf es einer längeren Trainingsdauer, um die gleiche Energie zu verbrauchen, beziehungsweise denselben Trainingseffekt, in Bezug auf Herz-Kreislauf zu erzielen. Als Faustregel können wir sagen, dass man den 2-fachen bis 2,5-fachen Trainingsumfang meistern muss, um denselben Effekt zu erzielen, natürlich je nach Intensität und sonstigen Faktoren.
sport-oesterreich.at: Also müssten wir mindestens 2 Stunden Radfahren, um den Trainingseffekt von 1 Stunde laufen in etwa zu erzielen.
Elisabeth Niedereder: In etwa so kannst du rechnen. Das ist aber ein sehr spezifisches Thema. Da spielen sehr viele Faktoren mit. Beispielsweise kommt es darauf an, wie weit du in der jeweiligen Sportart schon trainiert bist und wie gut deine Technik ist. Je besser du im Laufsport trainiert bist, desto effizienter wird dein Körper auch und gerade mit längeren Belastungszeiträumen umgehen.
sport-oesterreich.at: Was unsere Leser sehr interessiert: Wenn jemand als Triathlon-Anfänger sich als Ziel setzt, erstmals bei einem Sprint-Triathlon mitzumachen - wie muss sich die Person vorbereiten, dass der Triathlon erfolgreich gemeistert werden kann?
Elisabeth Niedereder: Hier gibt es keine Faustregeln, das ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Hier kommt es darauf an, ob die Person schon Grundvoraussetzungen mitbringt, beispielsweise bereits viel und regelmäßig läuft oder Rad fährt. Oder ob es sich um jemanden handelt, der schon ewig lange keinen Sport mehr betrieben hat.
sport-oesterreich.at: Jeder Mensch hat ja so gewisse Stärken, etwas was einem eher liegt, was man gerne macht, etc.. und was für einem selbst eher schwerer fällt.
Elisabeth Niedereder: Genau, ich kenne keinen Menschen, der in allen Bereichen gleich gut ist. Es gibt eben die besseren Läufer, die besseren Radfahrer und die besseren Schwimmer, je nach Erfahrung, individuellen körperlichen Voraussetzungen und psychischen Komponenten.
sport-oesterreich.at: Was fällt den Anfängern meist am schwierigsten?
Elisabeth Niedereder: Grundsätzlich zeigt sich schon, dass gerade am Anfang das Schwimmen die größte Herausforderung darstellt. Radfahren kann fast jeder, Laufen geht auch noch, aber was die Technik beim Schwimmen betrifft, sind die größten Defizite zu Beginn erkennbar. Wenn jemand überhaupt nicht schwimmen kann, ist das in der Wettkampf-Situation mitunter auch sehr gefährlich.
sport-oestereich.at: An diesem Beispiel: wie ist deine Empfehlung?
Elisabeth Niedereder: In diesem nicht unüblichen Fall empfehle ich gerade am Anfang die meiste Trainingszeit ins Schwimmen zu investieren und am besten gleich zu Beginn mit einem Schwimmtrainer zu arbeiten, damit die Technik gleich richtig erlernt wird. Tristyle bietet wöchentliche Schwimmtechniktrainings für Anfänger und Fortgeschrittene und natürlich auch Einzeltrainings an. Falsch Erlerntes im Nachhinein zu korrigieren ist in der Regel schwieriger als es gleich richtig zu lernen. Zudem macht es auch mehr Spaß mit dem gleichen Energieaufwand wesentlicher schneller voran zu kommen (so wie bei jeder sportlichen Technik). Eine Empfehlung für eine Trainingswoche wäre: 2 mal Schwimmen, 1 mal Laufen und 1 mal Laufen und das langsam steigernd über einen längeren Zeitraum, aber wie gesagt, gehört es je nach Ausgangssituation individuell empfohlen.
sport-oesterreich.at: Wie sollten sich in weiterer Folge die Trainingseinheiten gestalten?
Elisabeth Niedereder: Das ist ein sehr weitgreifendes Thema, welches nicht pauschal behandelt werden sollte. Dennoch fällt mir grundlegend dazu ein, dass es auch wichtig ist, sogenannte Koppeltrainings zu machen, bei welchen zum Beispiel Radfahren und Laufen in Kombination trainiert werden. Dies ist wichtig, um die möglichst wettkampfnahen Szenarien zu imitieren und hier Erfahrung zu sammeln. Genauso wichtig ist es, die Abläufe in den Wechselzonen zu üben, die sogenannte „vierte Disziplin beim Triathlon“, also vom Schwimmen zum Radfahren oder vom Radfahren zum Laufen. Was noch nicht unerwähnt bleiben darf, ist die Atmung. Wir atmen beim Schwimmen ganz anders als beim Radfahren, also ist es auch wichtig beim Wechsel auf die Umstellung der Atmung zu achten. Hier gibt es aber noch viel mehr zu berichten.
sport-oesterreich.at: Was muss aus finanzieller Sicht investieren um vernüftig Triathlon in Österreich auszuüben?
Elisabeth Niedereder: Der Triathlon ist grundsätzlich eine sehr teure Sportart, allein schon was die Ausrüstung betrifft. Der Läufer braucht nur gute Laufschuhe und funktionelle Bekleidung, der Triathlet hingegen zusätzlich einen Neopren-Anzug, ein gutes Fahrrad und Vieles mehr. Der durchschnittliche Triathlet gibt sicherlich sehr viel Geld für seine Sportart aus. Allein wenn man betrachtet, wie viel Geld auf Triathlon-Messen ausgegeben wird.
sport-oesterreich.at: Was kostet in etwa ein halbwegs vernünftiges Triathlonrad?
Elisabeth Niedereder: Also, unter € 2.000,- bis € 3.000,- spielt sich da gar nichts ab. Gebraucht gibt es sicherlich ein paar Schnäppchen, aber das war es dann auch schon. Ein "normales" Rennrad bekommt man bereits ab € 1.500,- bis € 2.000,-, was vielleicht für einen Hobby-Triathleten auch ausreicht.
sport-oesterreich.at: Bei der Wahl zwischen Rennrad oder Triathlonrad gibt es eine Vielzahl an Faktoren zu beachten. Wie wichtig ist das vermeintlich Teuerste am Fahrrad, der Rahmen in diesem Kontext?
Elisabeth Niedereder: Der Rahmen alleine ist ja nicht. Speziell für den Triathlon gibt es dafür entwickelte Gangschaltungen, optimale Pedale, Lenker, zusätzliche Scheiben, etc. Und wenn man das alles zusammenrechnet, kommen wir schon mal auf € 10.000,- aufwärts.
sport-oesterreich.at: Da ist es fraglich, ob sich für einen Anfänger so eine Investition überhaupt auszahlt.
Elisabeth Niedereder: Wenn er zu viel Geld hat: Ja! :) Ansonsten kann man sich zum Schnuppern die Ausrüstung von Bekannten ausborgen, oder auch ein gebrauchtes Rennrad kaufen und einmal schauen, ob einen der Triathlon überhaupt langfristig reizt. Investieren kann man danach noch immer ordentlich.
sport-oesterreich.at: Empfiehlst du als Leistungssportlerin und Trainerin, dass sich jemand der mit Triathlon beginnt, von Beginn an professionell betreuen lässt?
Elisabeth Niedereder: Ja, das empfehle ich schon, weil wie schon zuvor erwähnt werden die meisten Fehler am Anfang gemacht. Und es ist dann im Nachhinein immer schwierig antrainierte Fehler zu korrigieren. Es ist immer besser, gleich zu Beginn alles richtig zu lernen.
sport-oesterreich.at: Kommt das oft vor?
Elisabeth Niedereder: In der Tat ist oft so. Es kommen viele eigentlich sehr erfahrene SportlerInnen zu mir, die jahrelang zu intensiv trainiert haben und sich wundern, warum keine Leistungssteigerung mehr erfolgt. Ihnen dann mitzuteilen, dass sie ihr Training erstmal entschleunigen müssen, stößt oft auf Unverständnis. Runter vom Gas zu steigen und die jeweilige Grundlagenausdauer auf Vordermann zu bringen ist das A&O bei vielen SportlerInnen. Das ist für ambitionierte Hobby- und auch Leistungssportler immer wieder ein Problem. Es ist oft schwieriger SportlerInnen mit Erfahrung zu coachen, als komplette Anfänger von Beginn an zu betreuen. Ein Grund dafür ist natürlich auch, dass wir gerade zu Beginn die größten Fortschritte in relativ kurzen Zeiträumen sehen, was für einen Anfänger natürlich sehr motivierend ist. Bei ambitionierten SportlerInnen ist das in mehrfacher Hinsicht dann nicht mehr so einfach, wenn sie jahrelang falsch trainiert haben.
sport-oesterreich.at: Tristyle ist hier die perfekte Plattform für TriathletInnen und für diejenigen des es werden wollen, um sich im professionellen und persönlichen Umfeld betreuen zu lassen.
Elisabeth Niedereder: Ja, das ist unser Ziel. Speziell für AnfängerInnen bieten wir sehr preiswerte Dienstleistungen an. Unsere New Styler-Aktion umfasst ein gutes Trainingskonzept für die Vorbereitung in eine erfolgreiche Lauf-, Rad-, Schwimm- oder Triathlon-Laufbahn.
sport-oesterreich.at: Ihr seit ja österreichweit tätig. Wie und wo erfährt man von euren laufenden Angeboten?
Elisabeth Niedereder: Alle Informationen dazu findet ihr auf unserer Website www.tristyle.at und auch auf Facebook
sport-oesterreich.at: Lissi, wir bedanken uns wieder einmal für diese ausführlichen Informationen, viel Erfolg weiterhin!
Elisabeth Niedereder: Danke auch für Euer Interesse am Triathlon in Österreich!