Der österreichische Extremsportler, Triathlet und Langstrecken-Radsportler Michael Strasser hat Geschichte geschrieben, indem er die sieben höchsten Berge in sieben Alpenländern – Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, Liechtenstein, Monaco, Slowenien und der Schweiz – in nur sieben Tagen nonstop und ohne Unterstützung bezwungen hat. Diese bemerkenswerte Leistung, bekannt als 771 Solo Run, ist Strassers dritter Weltrekord.
Abbildung: Michael Strasser beendet am 9. Juli 2024 mit seiner Ausrüstung sein Projekt 771 am Triglav in Slowenien © Markus Frühmann / Red Bull Content Pool
Rekord auf dieser Strecke
Michael Strasser startete seine Reise am 2. Juli 2024 um 4:22 Uhr am Fuße des Mont Blanc in Frankreich und erreichte sein Ziel am Fuße des Triglav in Slowenien in 7 Tagen, 10 Stunden und 56 Minuten. Diese Rekordzeit ist nun die „schnellste bekannte Zeit“ für diese Herausforderung und stellt eine weitere prestigeträchtige Leistung in seiner Karriere dar.
Über den 771 Solo Run
Beim 771 Solo Run handelte es sich um eine zermürbende Strecke von 1.400 Kilometern mit einem Höhenunterschied von 36.500 Metern, davon 155 Kilometer und 20.500 Höhenmeter zu Fuß. Die Strecke wurde in etwas mehr als sieben Tagen zurückgelegt.
„Mir war klar, dass ich den Rekord nur brechen kann, wenn ich nur minimal schlafe“, betonte Strasser. „In den ersten Nächten habe ich etwa drei Stunden geschlafen, gegen Ende waren es dann nur noch zwei Stunden mit einem kurzen Powernap von etwa 15 Minuten tagsüber, um den Computer neu zu starten.“ Mit „Computer“ meinte er seinen Kopf und verwies auf die mentalen Herausforderungen gegenüber der körperlichen Erschöpfung. „Aber es ist extrem wichtig, zumindest kurz zu schlafen, um die ganzen Eindrücke mental verarbeiten zu können.“
Extreme Belastung für den Körper
„Die körperliche Belastung war enorm. Das viele Bergablaufen war extrem anstrengend“, erklärt Strasser. „Nicht nur für die Hüfte und die Knie, sondern auch für den Kopf. Man muss das richtige Tempo wählen, die richtige Balance zwischen Geschwindigkeit und Sicherheit. Wenn man sich den Knöchel verstaucht oder stürzt, kann das das Ende des Projekts bedeuten, auf das ich zwei Jahre hingearbeitet habe.“
Abbildung: Michael Strasser umarmt seine Frau im Ziel © Markus Frühmann / Red Bull Content Pool
Gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn plante Strasser seine Route und erkundete im Vorjahr Anstiege und Pässe. Er bereitete sich sogar darauf vor, mit einem Kinderfahrradanhänger zu fahren, um das schwere Gepäck zu simulieren, das er mit sich führen würde.
Die Besonderheit im Vergleich zu anderen Rekorden: Kein Support
Anders als bei bisherigen Rekorden, wie etwa Wolfgang Fasching im Jahr 2012, der die Strecke mit einem Support-Team in 9,5 Tagen bewältigte, hatte Strasser keinerlei externe Hilfe oder motorisierte Unterstützung. Es gab keine Begleitfahrzeuge, keine Bergpartner und auch keine Unterstützung vom Streckenrand. Nicht einmal Anfeuerungen von Freunden und Familie waren erlaubt, denn das hätte als mentale Unterstützung gewertet. Strasser selbst transportierte sein gesamtes Gepäck inklusive Eispickel, Steigeisen und Schuhen auf seinem umgebauten Simplon PAVO IV. Das hochmoderne Allround-Gefährt wog selbst gerade einmal 6,5 Kilogramm, mit der Zusatzausrüstung kam das Gesamtgewicht jedoch auf über 20 Kilogramm.
Michael Strasser: „Ich musste jede Mahlzeit, jedes Getränk und jeden Schlafplatz selbst organisieren und durfte nur öffentlich zugängliche Infrastruktur nutzen.“
Der 771 Solo Run ist Strassers dritter Weltrekord
Seinen ersten stellte er 2016 mit dem Cairo2Cape-Radsolo auf, bei dem er in 34 Tagen, 11 Stunden und 10 Minuten 11.000 Kilometer von Kairo nach Kapstadt radelte. Seinen zweiten Rekord stellte er 2018 beim Ice2Ice-Projekt auf, bei dem er in 84 Tagen, 11 Stunden und 50 Minuten 23.000 Kilometer von Alaska nach Patagonien radelte.
Diese Vorerfahrungen seien für den 771 Solo Run von unschätzbarem Wert gewesen, erklärt der Sportler: „Ich mache diesen Sport seit 18 Jahren und solche Belastungen kann man nur aushalten, wenn man seinen Körper viele Jahre lang auf diese Gipfel vorbereitet hat.“