Marcos Nader - Europameister im Mittelgewicht

Marcos Nader - Profiboxer

Profiboxer Marcos Nader

Marcos Nader wurde 1990 auf Ibiza geboren. Zum Boxsport ist er über seinen Bruder und Trainer, Daniel Nader, gekommen. Daniel Nader hat selbst viele Jahre lang geboxt. Heute betreiben die beiden den renommierten Boxclub Bounce in 1160 Wien. Bereits sehr früh, als Amateur, hat sich herauskristallisiert, dass Marcos das Talent zum internationalen Profiboxer hat. In seiner Zeit als Amateur hat Marcos beeindruckende 83 Boxkämpfe gewonnen, 40 davon sogar vorzeitig. Im Jahr 2004 belegte Marcos Nader bei der Schüler-Europameisterschaft Platz 3. Im Jahr 2006 folgte eine weitere Bronzemedaille bei der Kadetten-Europameisterschaft. Es folgten zahlreiche internationale Turniere und Meisterschaften. Im Jahr 2008 nahm Marcos Nader in Athen bei der Olympia-Qualifikation für die Olympischen Spiele in Peking teil, unterlag hier aber seinem Gegner. Jedoch gelang es im noch im selben Jahr, an der Junioren-Weltmeisterschaft in Mexico teilzunehmen, bei welcher er es in die zweite Turnierrunde schaffte.

Marcos Nader und seine Karriere als Profiboxer

Seine Profikarriere startete offiziell am 14.3.2009, bei einem Weltmeisterschafts-Vorkampf gegen den Italiener Fares Sahawneh, den er nach Punkten besiegte. Am 14. April 2013 gewann Marcos Nader in Schwechat bei Wien seinen ersten Europameisterschaftstitel im Mittelgewicht. Dies war zugleich sein 100. Sieg in einem Boxkampf.

Interview mit Marcos Nader

sport-oesterreich.at: Wie ist es dazu gekommen, dass du mit Boxen begonnen hast?

Marcos Nader: Das habe ich meinem Bruder und Trainer, Daniel Nader, zu verdanken. Er hat geboxt und deshalb wollte ich auch boxen. Es hat mir von Beginn an Spaß gemacht, und das tut es auch heute noch.

sport-oesterreich.at: Was ist für dich das Besondere am Boxsport? Welche Philosophie steckt dahinter?

Marcos Nader: Die ehrliche Auseinandersetzung, Mann gegen Mann, beziehungsweise Frau gegen Frau. Das ist eine tolle Sache, die mich immer wieder motiviert. Boxen ist alles andere und viel mehr als nur auf sich einprügeln. Du musst hoch-konzentriert und auf jeden bevorstehenden Boxkampf gut vorbereitet sein.

Marcos Nader über sich und seine Philosophie zum Boxsport

Bounce Boxclub Wien
Abbildung: (v.l.n.r.) Boxtrainer Daniel Nader, Marcos Nader, Ante Gale - Soccerschool Wien

sport-oesterreich.at: Wann hat es sich für dich herauskristallisiert, dass du Profiboxer wirst?

Marcos Nader: Ich habe mich selber immer wieder motiviert und einen Kampfgeist entwickelt. Ich habe mir dieses große Ziel gesteckt und permanent daran gearbeitet, aus eigener Kraft und eigenem Willen. Damals habe ich dreimal pro Woche Boxtraining gemacht und zweimal pro Woche Fußballtraining, und am Wochenende Fußball-Match. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich mich entscheiden musste. Es stand der erste Kampf bevor und entsprechend mehr musste ich fürs Boxen trainieren. Dies war die Zeit, in der ich mich wirklich dazu entschieden habe, professionell boxen zu wollen.

sport-oesterreich.at: Wann hattest du deinen ersten Boxkampf?

Marcos Nader: Mit 11 Jahren hatte ich schon meinen ersten Boxkampf. Der Kampf war noch ohne Wertung. Ich kämpfte gegen einen älteren Boxer, was für mich kein Problem war, da ich für mein Alter schon sehr groß war. Mein Gewicht damals lag schon bei 57 Kilogramm. Meinen wirklich ersten Boxkampf vor Publikum hatte ich in Rohrbach/Niederösterreich.

sport-oesterreich.at: Wie hat sich das mit deiner Laufbahn damals weiterentwickelt?

Marcos Nader: Nach den ersten Erfolgen wurde das Boxtraining verschärft. Die Anforderungen und Zielsetzung an meine Fähigkeiten wurden immer größer und ich musste immer härter an mir arbeiten. Damals war mein Bruder auch noch aktiver Boxer und wir haben gemeinsam trainiert. Mein Bruder war für mich aber immer schon ein Mentor, ich habe auf ihn immer schon mehr gehört als auf den Trainer. Das ist auch ein Grund, warum Daniel für mich der perfekte Trainer ist, ein Vorbild und eine Autoritätsperson.

sport-oesterreich.at: Deine Amateur-Zeit war sehr erfolgreich. Du hast fast alle Kämpfe für dich entschieden, nur ein paar Niederlagen einstecken müssen und 5 Unentschieden. Was hattest du den Kontrahenten voraus?

Marcos Nader: Ja, ich hatte viele Siege und das hat natürlich zusätzlich motiviert, weiter zu machen. Es gibt mehrere Gründe für diese Erfolge, einer ist sicherlich die Professionalität und Ernsthaftigkeit beim Training und mein Wille zu gewinnen.

sport-oesterreich.at: Wann hattest du deine erste Meisterschaft?

Marcos Nader: Das war im Jahr 2004 bei der Schüler-Europameisterschaft. Dort habe ich den 3. Platz errungen. Das war eigentlich mein erster großer Erfolg.

sport-oesterreich.at: Du bist Europameister im Mittelgewicht. Diesen Titel hast du im April 2013 in Schwechat gewonnen...

Marcos Nader: Den Titel musste ich leider vor ein paar Wochen abgeben. Derzeit ist es für mich in meiner Leistungsklasse sehr schwer, da ich einer der jüngsten Boxkämpfer in der Rangliste vorne mit dabei bin. Ich habe viele Gegner, die sehr viel Erfahrung haben und auf viel mehr Erfolge noch zurück blicken können. Ich muss noch sehr viel an mir arbeiten, aber ich habe auch noch die Zeit dazu, da meine Karriere noch sehr jung ist.

sport-oesterreich.at: Du bist seit dem Jahr 2009, also seit 4 Jahren, Profiboxer. Du bist eigentlich sehr schnell bis ganz nach oben gekommen, ein Newcomer und Youngster im Profiboxen.

Marcos Nader: Richtig, und ich habe unmittelbare Gegner, die seit mehr als 10 Jahren Profiboxer sind. Das ist durchaus ein sehr großer Unterschied und viele Erfahrungswerte, die ich mir erst erkämpfen muss.

sport-oesterreich.at: Wie wichtig ist dir die Teilnahme an Olympischen Spielen?

Marcos Nader: Die Olympischen Spiele ist das Größte für einen Sportler, egal in welcher Sportart. Natürlich möchte ich an den Olympischen Spielen teilnehmen.

Marcos Nader und Markus Steinacher
Abbildung: (v.l.n.r.) Marcos Nader und Markus Steinacher (CEO von sport-oesterreich.at)

Marcos Nader über das Boxtraining

sport-oesterreich.at: Im Boxsport ist zum Beispiel Schnelligkeit und Schnellkraft sehr wichtig. Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften für einen Boxer?

Marcos Nader: Im Boxsport gehören so viele Faktoren dazu, die letztendlich einen Boxer erfolgreichen machen. Boxen ist extrem Facettenreich. Es reicht nicht, sich nur auf einen oder zwei Bereiche zu konzentrieren. Es müssen alle Bereiche gut ausgebaut werden und im Optimalfall perfekt aufeinander abgestimmt sein. Aus diesem Grund ist es nicht einfach, diese Frage zu beantworten. Jedenfalls sind wichtige Bereiche: Kondition, Kraft, Beweglichkeit, Koordination und natürlich auch Schnelligkeit. Ein sehr wichtiger Bereich ist auch die Kopfsache, deine mentale Verfassung. Boxen ist Konzentration pur. Wenn du einen schlechten Tag hast, und du dich nicht konzentrieren kannst, kann das deine Niederlage im Ring bedeuten, auch wenn du dich körperlich noch so gut darauf vorbereitet hast.

sport-oesterreich.at: Welche Grundvoraussetzungen sollte ein Boxer mitbringen, damit er erfolgreich sein kann?

Marcos Nader: Ein guter Boxer sollte auf jeden Fall schon Talent von Grund auf mitbringen. Er sollte die Gabe haben, sich auf der "Hier und Jetzt" zu fokussieren, alles andere ausblenden können. Er sollte Kampfgeist und sportliche Fairness im Ring mitbringen. Ein Boxer darf weder Angst haben, noch Angst zeigen - dann hat er schon verloren. Körperliche Parameter kannst du trainieren und großteils durch Fleiß entwickeln, aber die Kopfsache musst du zum Großteil schon mitbringen, um ganz vorne mit dabei zu sein.

sport-oesterreich.at: Faszinierend am Boxsport ist, dass man nicht nur extrem viel Kraft benötigt, sondern auch sehr viel Ausdauer. Diese Kombination aus beiden Bereichen macht für uns den Boxsport zu etwas Besonderem. Wie ist es aus physiologischer Sicht möglich, diese beiden Bereiche optimal auszubauen?

Marcos Nader: Diese Frage geht sehr in die Tiefe der Trainingslehre. Damit das funktioniert, gibt es Trainer, die auf die richtige Gewichtung im Training achten. Grundsätzlich ist es ja so, dass die körperliche Form des Boxers sich durch jahrelanges Training aufbaut, entsprechend konserviert und immer wieder verbessert wird. Wie in vielen anderen Sportarten auch, gelten die Gesetzte der Periodisierung. Es gibt beispielsweise Aufbauphasen und Wettkampfphasen die exakt geplant, und durch regelmäßige Leistungstest neu ausgerichtet werden. Ein guter Boxer wirst du nicht von heute auf morgen, dies benötigt Zeit, Erfahrung und im Optimalfall ein professionelles Umfeld, welches dich dabei unterstützt.

sport-oesterreich.at: Beim Skifahren beispielsweise gibt es jedes Jahr den Alpin Skiweltcup, der in sehr regelmäßigen Intervallen stattfindet. Entsprechend können die SkifahrerInnen sich in Bezug auf die Zeit den Trainingsphasen exakt einteilen. Wie ist das im Boxsport? Gibt es eigentlich regelmäßige Wettkampfphasen.

Marcos Nader: Im Boxsport ist das nicht so einfach, eine regelmäßige Planung einzuteilen. Es gibt hier keine Saison, wie im Skisport. Beim olympischen Boxen ist es noch einfacher, aber bei den Boxkämpfen, kannst du kaum gezielt planen. Beim olympischen Boxen ist es viel besser abgestimmt, du hast einen Olympia-Zyklus an dem du dich orientieren kannst.

Marcos Nader: "Der Boxsport ist eine Schule fürs Leben"

sport-oesterreich.at: Der Boxsport unterstützt gerade Jugendliche dabei, gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen, damit sie sich nicht nur beim Sport, sondern auch im alltäglichen Leben behaupten können. Siehst du das auch so?

Marcos Nader: Auf jeden Fall. Wir haben hier im Boxclub Bounce viele Jugendliche, die regelmäßig zu uns trainieren kommen. Wir bemerken durchaus, dass die Jugendlichen immer Selbstbewusster werden und dass es Ihnen richtig Spaß macht zu boxen. Beeindruckend ist, wie sehr sich die Konzentration durch das Boxtraining verbessert. Eine Folge daraus ist, dass die Leistungen in der Schule auch besser werden. Die Jugendlichen haben hier einen Ausgleich, der in der heutigen Zeit sehr wichtig ist. Besonders erfreulich ist es, dass auch Mädchen ab ihrem 14 Lebensjahr bei uns fleißig mittrainieren.

sport-oesterreich.at: Was wird in erster Linie beim Boxen trainiert?

Marcos Nader: Bei Jugendlichen geht ist auf keinen Fall darum, dass sie lernen sich zu prügeln. Ganz im Gegenteil, das Boxkampftraining besteht aus Kraft-, Koordinations- und Konditionstraining, welches in einem gesunden Verhältnis zu einander steht. Wenn jemand nicht boxen will, dann wird er/sie nie wirklich boxen. Um das geht es gerade zu Beginn nicht. Spaß, Körperbewusstsein und Freunde finden stehen hier an erster Stelle. Der Boxclub Bounce bietet beispielsweise verschiedene Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene an.

sport-oesterreich.at: Ab wann macht es Sinn, dass Kinder mit dem Boxtraining beginnen?

Marcos Nader: Ich beispielsweise habe mit 7 Jahren zu trainieren begonnen. Es ist immer die Frage, wo man trainiert. Aus meiner Sicht ist wichtig, dass man gleich zu Beginn in einem professionellen Umfeld trainiert. Ein Boxclub, der sich an altersgerechtes Training hält und entsprechend für alle Sicherheits- und Rahmenbedingungen sorgt. Hier spielen die Trainer auch eine große Rolle, die Verantwortung für die Kinder / Jugendlichen übernehmen. Unsere Trainer achten darauf, dass Kinder das Training auf spielerische Art und Weise erlernen. Spaß und Fitness stehen im Vordergrund. Wenn die Kids motiviert sind, dann kommt alles andere mit der Zeit von selbst.

sport-oesterreich.at: Muss man für das Boxtraining selbst Voraussetzungen mitbringen?

Marcos Nader: Jemand, der bei uns mit dem Boxtraining beginnen will, sollte auf jeden Fall verletzungsfrei sein und gesund sein, wie bei anderen Sportarten auch. Eine gute Grundvoraussetzung ist an sich der Spaß am Sport.

sport-oesterreich.at: Wie oft sollte man pro Woche trainieren? Zwei- bis dreimal die Woche schadet sicher nicht, etwas für seinen Körper zu tun. Es gibt Boxer bei uns, die trainieren vier- bis fünfmal pro Woche.

Marcos Nader zum Thema Sport für Kinder- und Jugendliche

sport-oesterreich.at: Kannst du uns und unseren Lesern ein paar Tipps auf unserem Weg mitgeben? Wie siehst du beispielsweise die gesellschaftliche Entwicklung unserer Zeit und was würdest du verändern wollen?

Marcos Nader: Ich bin ein Befürworter der täglichen Turnstunde in der Schule und ein besseres Sportkonzept im Turnunterricht. Ich finde, dass sich auch die Qualität des Turnunterrichts in öffentlichen Schulen stark verbessern sollte. Hier sollte aus meiner Sicht viel mehr auf altersspezifische Trainingsmethoden acht genommen werden. Ich habe es selbst erlebt, dass der Turnunterricht ohne wirkliche Betreuung stattgefunden hat. Hier geht sehr viel Entwicklungspotenzial verloren.

sport-oesterreich.at: In der Tat lässt es sich nicht verheimlichen, dass es zu viele übergewichtige Kinder gibt, die keinen Sport betreiben, oder sich zu wenig bewegen.

Marcos Nader: Das sehe ich auch so. Der Boxclub Bounce ist ein idealer Ort, wo sich Kinder und Jugendliche in Wien mit professioneller und altersgerechter Betreuung unter Gleichgesinnten austoben können. Generell ist der Vereinssport eine gute Sache für Kinder, ich kann allerdings nur aus meiner eigenen Erfahrung über unseren Zugang dazu berichten.

sport-oesterreich.at: Wer oder was ist deiner Meinung nach verantwortlich für diese Entwicklung, dass Jugendliche nicht genug Zeit mit Sport verbringen?

Marcos Nader: Ich sehe das Problem in erster Linie durchaus beim Schulsystem? Die Eltern tragen ebenfalls die Verantwortung dafür, dass ihre Kinder sich in einem guten Umfeld entwickeln und entsprechend regelmäßige Bewegungsmöglichkeiten haben. Playstation-Spielen ist nicht das Problem, solange es in Maßen gespielt wird. Ich selbst spiele auch gerne hin und wieder, aber dies nicht jeden Tag stundenlang.

sport-oesterreich.at: Was könnten Schulen beispielsweise in diesem Bereich besser machen?

Marcos Nader: Wie schon gesagt, täglich mindestens eine Turnstunde, aber eine richtige Turnstunde, wo professionelle Trainingsinhalte vermittelt werden. Meine Meinung ist, an Schulen sollte es ein körperliches Training geben, wo die SchülerInnen stetig steigende Erfolge ihrer Leistung sehen und dadurch auch motiviert sind, weiter zu machen. Das ist aus heutiger Sicht utopisch, würde aber letztendlich unserer Gesellschaft sehr viel bringen. Dazu müsste auch sehr viel investiert werden, aber von Nichts kommt auch bekanntlich Nichts.

sport-oesterreich.at: Hast du Tipps für Eltern, denen durchaus bewusst ist, dass sich regelmäßige Bewegung positiv auf ihre Kinder auswirkt, aber aus welchen Gründen auch immer, keine Möglichkeiten kennen, ihre Kinder zum Sport zu animieren?

Marcos Nader: Aus diesem Grund gibt es gerade in Wien ein Vielzahl an Sportmöglichkeiten und Vereinen, bei welchen Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, sich mit Gleichaltrigen im Zuge körperlicher Betätigung auseinander zu setzen. Auch im Bounce besteht diese Möglichkeit.

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